Haus Sonnenfeuer
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Fragmente der Vergangenheit

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Beitrag von Caelestra So Mai 08, 2016 12:43 pm

Caelestra stand auf dem Balkon und blickte hinaus auf das Treiben der Straße in der geschäftigen Stadt Dalaran. Es mangelte hier nicht an Wohlstand und fast schon konnte man vergessen, dass es eine Welt außerhalb gab. Doch so langsam wurde sie diesem Ort überdrüssig. Viele ihrer Lehrer hatten ihr in den letzten Jahren eingebläut, dass man verantwortungsvoll mit der Macht der Magie umgehen musste. Jene, die sich lieber hinter Büchern und in hohen Türmen versteckten, ihr Wissen vor der Welt versuchten geheim zu halten, um nur keine Aufmerksamkeit noch mächtiger Wesen auf sich zu lenken. So langsam gewann sie den Eindruck, dass mehr in ihr steckte, als man zuließ sich zu offenbaren. Vielleicht war dies doch der falsche Weg gewesen. Ob andere nicht früher schon ihr Potential erkannt hatten? Doch es war müßig weiter darüber zu sinnieren. Wenn, dann war dies nur eine leichte Kursänderung, der sie mehr Erfahrung und Wissen zu verdanken hatte.

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Die junge Blutelfe ging hinein und zog die Vorhänge zu, damit kein direktes Tageslicht auf den Tisch fiel. Aus einer unscheinbaren Holzkiste, die magisch gesichert war, holte sie einen ledernen, zylinderförmigen Behälter hervor und legte ihn vor sich auf den Tisch. Das Leder war recht dunkel und an einigen Stellen eine permanente Verbindung mit Blutresten eingegangen. An der Unterseite befand sich eine Prägung, die auf die Herkunft schließen ließ: Darnassus. Auch die Verzierungen am Deckel, der über die Öffnung an der Oberseite gestülpt war, ließen vermuten, dass der Besitzer ein Nachtelf gewesen sein musste. Offensichtlich handelte es sich um einen Transportbehälter für Schriftrollen. Seit er in ihren Besitz gelangt war, gab er ihr Rätsel auf. Sie hatte mittlerweile große Fortschritte in der arkanen Schule der Weissagung gemacht. So war es ihr gelungen einen Blick in die Vergangenheit zu werfen, da dieser Lederbehälter seinen Besitzer verlor. Sie berührte das Leder vorsichtig und die Erinnerung kam zurück:

Überall war violettes Blut, ein Körper der auf einer Straße lag und von grünhäutigen Vermummten ins Gebüsch gezogen wurde.

Die Vision war kurz und heftig. Sie konnte weder den Toten noch seine Mörder erkennen. Doch sie war sich ganz sicher, dass dieser Lederbehälter das Ziel der Tat war, denn er barg eine seltene Kostbarkeit. In der unscheinbaren Hülle befand sich eine Schriftrolle der Hochgeborenen. Caelestra war es noch nicht gelungen, sie vollständig zu entziffern. Doch eines war klar, es handelte sich um eine Sammlung von mächtigen Zaubern, um deren Existenz schon seit Jahrtausenden niemand mehr wusste. Wenn es ihr gelang herauszufinden woher diese Schriftrolle stammte, konnte sie vielleicht auch die Zauber entschlüsseln und ihre Macht nutzbar machen.
Nur einer Sache war sie sich dabei völlig sicher: hier in Dalaran würde sie den Schlüssel zu den Geheimnissen dieser Schriftrolle nicht finden.

Caelestra

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Beitrag von Caelestra So Mai 08, 2016 12:58 pm

Caelestra saß noch lange in der Taverne und die Gedanken überschlugen sich in ihrem Kopf.
Sie konnte kaum fassen, welcher Zufall ihr diese Frau in die Arme getrieben hatte. Gerade in diesem Augenblick, da sie bei der Lösung des Rätsels der Hochgeborenenschriftrolle in eine Sackgasse geraten war.
Das einzige, was sie bisher sicher wusste war, dass die Schriftrolle aus einem Elune Tempel stammte und dass sie mehr als 10 000 Jahre alt sein musste. Das allein war erstaunlich: magisches Wissen im Besitz der Schwesternschaft von Elune. War es ein Beweis wie selbstverständlich Magie für ihre heute so ignoranten Verwandten einst gewesen war? Welches großartige Wissen verloren ging, indem man es verteufelte und verbot! Und nun hielt sie dieses Wissen in Händen und fühlte sich wie ein Analphabet.

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Caelestra blickte auf den nun leeren Stuhl neben sich und lächelte. Das Geschäft, das sie gerade abgeschlossen hatte, würde ihr hoffentlich ein weiteres Puzzleteil liefern. Und wenn nicht, würde es zumindest zeigen, wie viel Vertrauen alte Bündnisse heute noch wert waren.
Aber auch wenn sich das Vertrauen als haltlos erweisen sollte, die Rückversicherung behielt sie selbst in der Hand. Gold redlich teilen konnte jeder Dummkopf. Doch Wissen zu teilen oder nicht zu teilen, bedeutete Macht. Die Kontrolle blieb also bei ihr, solange sie genau darauf achtete, welches Wissen sie weitergab und welches sie lieber verschwieg.

Caelestra

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Beitrag von Caelestra So Mai 08, 2016 12:58 pm

Caelestra zog ihre Samthandschuhe an und holte die kostbare Schriftrolle der Hochgeborenen aus ihrem Behältnis. Vorsichtig entrollte sie das Schriftstück, dem man ansehen konnte, dass es schon einige Jahrtausende auf dem Buckel hatte. Das Pergament hatte sich an manchen Stellen dunkel verfärbt und war brüchig, doch immer noch erweckte es etwas von dem Glanz einer vergangenen Epoche im Auge des Betrachters.

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Zu Beginn zeigte das Dokument eine sehr farbenprächtige Illustration der Königin Azshara in Herrscherpose. Die Intensität der Farben war kaum verblasst, allerdings wies die Farbschicht einige feine Risse auf. Selbstverherrlichende Abbildungen von Azshara waren in Schriftwerken aus der Zeit vor der Zerschlagung nichts Ungewöhnliches, sondern zeugten von der unvergleichlichen Verehrung ihrer Person und waren Ausdruck der Zentriertheit der Kaldorei-Gesellschaft auf ihre Anführerin.

Viel mehr Rätsel gaben Caelestra die Schriftzeichen auf, in der die Schriftrolle verfasst war. Es musste sich um eine Vorstufe jener Sprache handeln, aus der sich nach der Zerschlagung das Darnassische und Thalassische entwickelt hatten. Leider waren viele wichtige alte Dokumente aus der Gründungszeit von Quel'Thalas durch den Angriff der Geißel zerstört worden, so dass ihr kaum Schriftproben aus jener Zeit vorlagen. Doch mithilfe der Bibliothek des Sonnenzornturms war es ihr gelungen heraus zu finden, das es sich um eine Silbenschrift handelte, wobei einzelne Wörter aber auch bildhafte Bedeutung haben konnten und sich so der Sinn erst im Zusammenhang erschloss.

Und genau das war das Problem. Während es in einem prosaischen Text nicht so sehr auf eine wörtliche Übersetzung ankam und die bloße inhaltliche Bedeutung zum Verständnis schon ausreichte, konnten solche Abweichungen bei Zaubersprüchen fatale Folgen haben.
Glücklicherweise handelte es sich bei den einleitenden Texten um Gedichte, die in eleganter Weise beschrieben, welchen Inhalt der geneigte Leser im folgenden zu erwarten hatte.
Die erste Strophe hatte Caelestra bereits entschlüsselt:

Das Auge von Elune sieht in dunkelster Nacht,
schützt unser Volk und hält Wacht.
Den Töchtern des Mondes ist es anvertraut.
Im Licht der Göttin strahlt seine Macht.


Doch wirklich zufrieden war sie mit dem Ergebnis nicht. Der dritte Vers fiel aus dem Schema, möglicherweise war die Umschrift des letzten Wortes falsch. Aber tagelanges Grübeln hatte zu keinem besseren Ergebnis geführt.
Was sie zu Anfang noch als Lobhudelei Elunes abgetan hatte, entpuppte sich bei näherer Betrachtung als die Beschreibung eines – ihrer Meinung nach – ausgesprochen mächtigen Artefakts. Denn im Folgenden wurde dem „Auge von Elune“ sogar die Fähigkeit zugesprochen ganze Trollimperien zu Staub zerfallen lassen zu haben. Ein weiteres Indiz dafür, wie alt die Schriftrolle sein musste, denn die Konflikte mit den Trollreichen um die Vorherrschaft am Brunnen der Ewigkeit währten mehrere Jahrtausende vor der Zerschlagung.

„Sieht in dunkelster Nacht.“ Waren damit weissagerische Fähigkeiten gemeint oder eine Art Überwachungszauber?
„Schützt und hält Wacht.“ Das konnte nur ein Schutzschild oder Frühwarnsystem sein.
„Den Töchtern des Mondes anvertraut.“ Caelestra hielt das für eine Umschreibung der Priesterschaft. Also befand es sich in einem Elunetempel.
„Im Licht der Göttin strahlt seine Macht.“ Doch wenn es so mächtig war, warum wurde es nicht bei der Invasion der Brennenden Legion zu Hilfe genommen? Vielleicht wurde es das und es wurden alle durch den Krieg zerstört. Oder...
Caelestra wischte diesen beunruhigenden Gedanken mit einem Wimpernschlag weg. Wenn es noch eins dieser Artefakte gab, dann würde sie es eines Tages besitzen. Sie rollte das Pergament etwas weiter aus und fuhr mit der Übertragung fort.

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Beitrag von Caelestra Mo Jul 04, 2016 9:10 am

Die letzten Tage in Morgenluft waren wirklich erholsam gewesen, auch wenn sie jeden Abend mit dem mulmigen Gefühl ins Bett gegangen war, die Träume könnten zurückkehren und sie wieder gefangen nehmen. Doch nichts dergleichen geschah. Dafür hatte sie Zeit sich den Kopf über das Amulett zu zerbrechen und Ideen zu entwickeln, was damit geschehen sollte. Eines stand fest: in dem Weihwasser konnte es auf Dauer nicht bleiben, da die heilige Essenz das Material anzugreifen begann und es völlig unkalkulierbar war, was dieser schleichende Auflösungsprozess mit dem ohnehin schon instabilen Artefakt anstellte. Sie sollte sich dringend mit Amadé und seinen Magistern beraten.

Doch weitere Arbeit wartete nun auf sie. Die Kisten mit dem Grabungsgut aus Vashj'ir standen noch ungeöffnet im Lagerraum. Alles musste inventarisiert und katalogisiert werden. Entscheidungen mussten getroffen werden, welches Material der Archäologischen Akademie zu Forschungszwecken überlassen werden konnte, und welche Dinge sofort in den Verkauf gehen sollten. Die wertvollsten Exemplare sollten im Rahmen einer Auktion versteigert werden. Doch zuvor musste sie noch ihre bevorzugten und anspruchsvollsten Kunden über die Prachtstücke informieren.

Caelestra ließ die Kisten der Reihe nach öffnen. In der ersten befanden sich die Schätze aus den Schiffswracks. Offenbar war hier ein Handelsschiff der Menschen in Seenot geraten und untergegangen.
Eine weitere Kiste enthielt die Waffen, Knochen und Schrifttafeln, welche sie auf der mittleren Ebene der Tempelanlage gefunden hatten. Offenbar handelte es sich hier um ein Schlachtfeld, das sie entdeckt hatten, was auch zu dem Friedhof passen würde, der unweit entdeckt wurde. Doch die Umstände dieser Schlacht mussten die Funde erst noch preisgeben.
In der nächsten Kiste wurden der Schmuck und die rituellen Gegenstände aufbewahrt, welche sie auf der obersten Ebene nahe des Elunetempels gefunden hatten. Die aus Edelmetall und Edelsteinen gefertigten Stücke versprachen einen recht ansehnlichen Ertrag.
Die vierte Kiste jedoch ließ Caelestra zunächst verschlossen, denn hierin befanden sich die Fundstücke aus den Ruinen in den Gärten von Vashj'ir unter denen sie bereits weitere magische Artefakte ausgemacht hatte. Angesichts der Schwierigkeiten mit dem Amulett musste hier äußerste Vorsicht geboten sein. Für die Untersuchung dieser Stücke benötigte sie auf jeden Fall fachkundige Unterstützung, um verborgene Gefahren frühzeitig zu erkennen und vermeiden zu können.

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Beitrag von Caelestra Mi Aug 24, 2016 8:51 am

Nach Rücksprache mit Lianvis hatte Caelestra alle magischen Artefakte, welche die Expedition bergen konnte, zu Forschungszwecken der Archäologischen Akademie anvertraut. Es wurde vertraglich vereinbart, dass die Artefakte nach wie vor Besitztum des Hauses Sonnenfeuer blieben, die Erforschung jedoch in Zusammenarbeit mit der Akademie erfolgen sollte. Dies ermöglichte eine sichere Aufbewahrung, was besonders hinsichtlich des Amuletts wünschenswert war. Die Akademie verfügte hierbei über entsprechende magisch versiegelte Truhen und Räumlichkeiten mit Stasisfeldern, die Interaktionen mit machtvollen Artefakten zuließen ohne dabei Gefahr zu laufen, dass sie Auswirkungen auf die Realität hatten. Über den Fortschritt der Forschung würde Caelestra regelmäßig informiert werden und konnte sich auch selbst jederzeit daran beteiligen.

Doch im Moment erforderten andere Dinge ihre Aufmerksamkeit.
Die Schrifttafeln, welche sie in der Tempelanlage von Quel'Dormir gefunden hatten, waren eine wahre Fundgrube an historischem und sprachlichen Wissen und stellten die Übergangszeit zwischen der frühzeitlichen nachtelfischen Sprache und dem heutigen Darnassisch dar. Sie erlaubten es Caelestra weitere Teile der Hochgeborenenschriftrolle zu entschlüsseln.
Dabei stieß sie immer wieder auf den Begriff "Elun'dris", was soviel bedeutete wie "Auge von Elune". Das verwirrte sie zunehmend, denn dieser Begriff wurde in Zusammenhang mit Örtlichkeiten um den Brunnen der Ewigkeit genannt. Dabei war sie bisher davon ausgegangen, dass es sich um einen Gegenstand, ein magisches Artefakt handeln musste.
Um Gewissheit über diesen Zusammenhang zu erlangen, musste sie weitere Quellen hinzuziehen. Und es gab nur einen Ort, an dem sich Wissen über die Frühzeit Azeroths befinden konnte: in der Bibliothek des letzten Wächters Medivh in Karazhan.

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