Haus Sonnenfeuer
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Anar'alah belore

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Beitrag von Caelestra Di Apr 21, 2020 12:26 pm

Ortarion Dämmerglanz, Ausbilder der Leibgarde von Haus Sonnenfeuer, schritt die Reihe der neuen Rekruten mit hinter dem Rücken verschränkten Armen ab. Seine golden leuchtenden Augen musterten jeden einzelnen der zehn Bewerber mit einem durchdringenden Blick, als wollte er direkt in ihre Seele schauen.


Jeder einzelne versuchte seinem Blick stand zu halten, aber nicht jedem gelang es. Doch sein Blick war nicht die einzige Probe, welche die Bewerber auf sich nehmen mussten. Die Spreu trennte sich vom Weizen, als jeder einzelne vor allen anderen Bewerbern erklären musste, warum ausgerechnet er sich dazu berufen fühlte als Gardist dem Hause zu dienen und welche Fähigkeiten ihn auszeichneten. Denn nicht jeder konnte eine militärische Ausbildung vorweisen oder besaß die körperlichen und mentalen Voraussetzungen für diese Aufgabe. Letztendlich blieben sieben Anwärter übrig, denen er zutraute die folgenden Prüfungen erfolgreich zu absolvieren, so dass sie sich der Vereidigung würdig erwiesen.


Ortarion blieb schließlich in der Mitte stehen und blickte in die stolzen und erleichterten Gesichter der verbliebenen Anwärter. In zu junge Gesichter für seinen Geschmack. Doch in diesen Zeiten konnte er nicht wählerisch sein. Der Kampf gegen die Legion und der aufgeflammte Krieg gegen die Allianz zehrten an ihren Ressourcen. Die Sin'dorei hatten sich von ihrem Genozid noch nicht erholt. Viele Eltern hofften ihren Kindern einen frühen Tod zu ersparen, wenn sie sie in den Dienst der Adelshäuser stellten, anstatt dem jugendlichen Leichtsinn nachzugeben, sich beweisen zu wollen oder zum großen Helden und Champion zu werden.


Nun standen sie vor ihm. Gut ausgebildet aber unerfahren. Einst würde die Zukunft der Sin'dorei auf ihren Schultern ruhen. Und es war seine Aufgabe ihnen Demut, Stolz und Ehrgefühl beizubringen.

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Beitrag von Caelestra Do Apr 23, 2020 6:22 pm

Das erste Training hatte begonnen. Heute würden je zwei der Anwärter sich in Übungskämpfen gegeneinander beweisen müssen. Jeder erhielt ein Übungsschwert aus Holz, schließlich sollten sie keine lebensgefährlichen Verletzungen davon tragen. Ihre Kleidung konnten sie frei wählen.
Die allgegenwärtige Sonne strahlte über dem Platz der Weltenwanderer, als sich Ausbilder Ortarion und seine Schützlinge dort einfanden.


Das erste Duell fand statt zwischen Erendil Dämmersturm, einem schlaksigen Blutelfen mit roten Haaren, die zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden waren, und der Verlassenen Marielle Schattenklinge. Argwöhnische Blicke ruhten auf der Todesritterin, die erst kürzlich erweckt worden war und deren Anwesenheit von keinem hier als angenehm empfunden wurde. Erendil schien das wenig zu beeindrucken, auch wenn er sich einer stärkeren Gegnerin gegenübersah. Er hatte dennoch ein Lächeln und anzügliche Witze für Marielle übrig, die sie nur mit einem Schnauben abtat.
Ihrer ersten Attacke war ihre Überheblichkeit anzusehen. Schwungvoll ließ sie das Schwert auf Erendil herabfahren, der leichtfüßig zur Seite sprang und aus der Bewegung heraus ihr Schienbein traf. Marielles blau leuchtende Augen blitzen auf und ein schneller Schlagabtausch mehrerer Attacken und Paraden folgte, bis auch Erendil den ersten Treffen einstecken musste.
Seine grazilen Bewegungen schienen Marielle zu irritieren, so dass sie seinen Angriff nicht vorhersehen konnte, als er plötzlich hinter ihrem Rücken auftauchte und ihr einen Klaps auf den Hintern verpasste. Gelächter und Applaus schallten über den Hof, was Marielle nur noch rasender machte. Ihrer Körperspannung war anzusehen, wie sie vom Übungsmodus in eine bedrohliche Kampfhaltung wechselte, Holzschwert hin oder her, und mit taktischer Überlegenheit Erendils Schnelligkeit aushebelte. So musste er gleich zwei weitere Treffer in kurzer Folge hinnehmen und unterlag der Todesritterin schließlich.


Das zweite Duell wurde zwischen Kaletas Sonnenreiter und Lanthiel Morgensturm ausgetragen.
Kaletas hatte seine Kleidung so gewählt, dass sein muskelbepackter Oberkörper deutlich zur Geltung kam, was den zierlichen, aber groß gewachsenen Lanthiel auch sichtlich zu beeindrucken schien. Er hielt sein Schwert recht unsicher, war es doch nicht die Waffe seiner Wahl und verpatzte auch gleich seinen ersten Angriff auf Kaletas. Dieser nutzte sofort die Gelegenheit und konterte den Angriff erfolgreich, was Lanthiel eine schmerzende Schulter einbrachte. Auch er versuchte die Körperkraft seines Gegners mit Beweglichkeit auszuhebeln und konnte auch mehrfach erfolgreich ausweichen. Doch auch Kaletas hatte sein Handwerk gelernt und brachte Lanthiel so sehr in die Defensive, dass er recht schnell einen zweiten Treffer landete. Lanthiel hingegen versuchte nun auf Zeit zu spielen und durch schnelle Bewegungen seinen Gegner zu ermüden. Diese Taktik ging schließlich auf, denn Kaletas schlug immer wieder ins Leere und begann deutlich mehr zu schwitzen als Lanthiel. So gelang es ihm einen wohl platzierten Treffer auf Kaletas' Schulter zu landen. Doch anstatt überrascht innezuhalten, zog Kaletas ihn an sich heran und setzte ihm das Schwert an die Kehle. So gewann doch Kaletas den Kampf mit drei Treffern.


Die Gegner des letzten Duells waren ein recht ungleiches Paar. Denn die Priesterin Nirelle Feuertanz trat gegen den kräftigen Thalerion Leuchtfeuer an. Nirelle war eine kompakte und recht kräftige junge Frau mit etwas dunklerer Hautfarbe und nicht sehr elfischen Zügen. Ihre spitzen Ohren zuckten oft passend zu ihrem verschmitzten Lächeln, so dass man sich nie so sicher sein konnte, woran man bei ihr war. Da sie unbedingt als Heilerin im Felde agieren wollte, musste auch sie eine grundlegende Kampferfahrung unter Beweis stellen. Thalerion hingegen sah es schon fast als Beleidigung an, gegen eine Frau kämpfen zu müssen, und ließ sich das auch anmerken. Doch schon der erste Schlag von Nirelle hatte eine solche unerwartete Wucht, dass Nirelle den ersten Treffer landen konnte. Thalerion ließ das nicht auf sich sitzen, täuschte einen Kopfschlag an und erwischte sie dann am Bein. Um ihr etwas Zeit zu lassen, diesen Treffer zu verarbeiten, wich er einen Schritt zurück und senkte seine Waffe. Das nutze sie jedoch schamlos aus und riss ihr Schwert ruckartig hoch, so dass er den Schlag nicht mehr parieren konnte und einen Treffer an der Leiste kassierte. Die Revanche folgte sofort, als er wieder mit einem Täuschungsmanöver erfolgreich war. Mit hochrotem Kopf legte sich Nirelle nun vollends ins Zeug und ein kurzer Schlagabtausch wie aus dem Lehrbuch folgte. Alle sahen gespannt zu, wer wohl den letzten siegreichen Treffer landen würde. Nirelles Name wurde im Hintergrund gerufen, was ihr den nötige Auftrieb gab. Sie duckte sich unter Thalerions Schlag hindurch und setzte ihm das Schwert auf den Bauch. Ihr siegesbewußtes Glucksen ging im Jubelgeschrei der anderen unter, als Thalerion sein Schwert frustriert fallen ließ.

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Beitrag von Caelestra Fr Mai 15, 2020 1:03 pm

Am heutigen Tage wurden die Übungskämpfe zwischen den Bewerbern fortgesetzt.
Das erste Duell lieferten sich Valeria Wolkenschwinge und Erendil Dämmersturm.
Valeria war eine groß gewachsene und körperlich gut trainierte Blutelfe mit kurzen blonden Haaren. Jede ihrer Bewegungen strahlte Eleganz und Schönheit aus. Doch allein wie sie das Übungsschwert schon hielt ließ erahnen, dass dies nicht ihre bevorzugte Waffe war. Erendil erkannte diesen Nachteil sofort und überraschte sie durch einen Ausfallschritt nach vorne, den sie nicht rechtzeitig parieren konnte und einen ersten Treffer kassierte. Erendil feixte, wie es so seine Art war und zog Valeria damit auf. Immer wieder täuschte er einen Angriff an und wich ihren Attacken leichtfüßig aus. Den Zuschauern bot sich ein anmutiges Bewegungsschauspiel, das schon fast an einen Tanz erinnerte. Valeria bewies Eleganz und Ausdauer und lernte schnell Erendils Finten vorauszusehen. Doch ein einziger Fehltritt reichte, um Erendil die Chance eines weiteren Treffers zu geben, die er dankend annahm. Mit einer leichten Verbeugung verspottete er Valeria, die sich jedoch nicht reizen ließ und versuchte ihre Größe und Kraft einzusetzen, um Erendil unter Druck zu setzen. Als er auf sie zu stürmte, drehte sie eine Pirouette und fiel ihm in den Rücken. Er lachte lauthals auf. Diese Aktion hatte er eindeutig nicht erwartet. Doch im darauffolgenden Schlagabtausch gelang es ihm die blonde Schönheit so sehr unter Druck zu setzen, dass er das Duell für sich entscheiden konnte.

Den zweiten Kampf des Tages mussten Thalerion Leuchtfeuer und Marielle Schattenklinge austragen.
Thalerion überragte die Untote um etwas mehr als einen Kopf und blickte verächtlich auf sie herab. In seinen Augen hatte sie keine Daseinsberechtigung, Verbündete hin oder her, sei es im Krieg oder Frieden. Doch er war sich auch ihrer Fähigkeiten bewusst, die sie durch ihren Untot und die Ausbildung zur Todesritterin erhalten hatte. Es juckte ihm in den Fingern zu beweisen, dass er als Sin'dorei dennoch zu einer überlegenen Rasse gehörte.
Marielle begann den Kampf siegesgewiss.  Dieses Training ödete sie an. Ihren Standard-Eröffnungsschlag gegen Thalerions rechte Kopfseite, konterte er unerwartet rasch mit einem Beinhieb zu ihrer linken. Marielle knirschte mit den Zähnen und drosch nochmals auf ihn ein. Diesmal mit einer unnatürlichen Kraft, die der Elf nicht auffangen konnte, so dass er sich aus der Deckung wand und einen Treffer kassierte. Thalerion rümpfte daraufhin missbilligend die Nase und musterte die kleinere Frau abschätzig von oben nach unten. Doch wenn er glaubte, sie würde sich dadurch einschüchtern lassen, hatte er sich getäuscht. Im folgenden Kampf schenkten beide sich nichts. Sie waren beide sehr gut ausgebildete Schwertkämpfer und beherrschten jede Taktik perfekt. Jeder war in der Lage die Angriffe des anderen vorherzusehen und entsprechend zu kontern, was dem Kampf langsam die Spannung nahm. 
Marielle wusste schon was sie konnte und diese blasierten Elfen waren ihr zuwider, ganz besonders der eingebildete Thalerion. Der einzige Grund, warum sie sich zu all dem hier herabließ, war die Tatsache, dass sie keine Lust darauf hatte, an irgendeiner Front verheizt zu werden. Niemand hatte sie gefragt, ob sie ein zweites Leben nach ihrem Tod führen wollte und wie dieses aussehen sollte. Manchmal traten Erinnerungsbruchstücke aus ihrem vorherigen Leben zu Tage, Bilder und Stimmungen, die sie aus der Wirklichkeit rissen. Gerade als der Kampf eine gewisse Monotonie erreicht hatte, geschah es. Marielle war kurz abgelenkt und zögerte, was Thalerion erlaubte gleich zwei Treffer hintereinander zu landen. Damit entschied er diesen Kampf für sich. Mit stolzer Brust präsentierte er sich den Zuschauern, die nur beiläufig klatschten, während Marielle missmutig davon stapfte.

Im letzten Kampf trat die kleine, freche Nirelle Feuertanz gegen den Kraftprotz Kaletas Sonnenreiter an.
Kaletas hatte schon im Vorfeld versucht, ihr schöne Augen zu machen, auch wenn sie überhaupt nicht sein Typ war. Sie war viel zu plump und vor allem besserwisserisch. Überhaupt fehlten ihr so ziemlich alle typischen Eigenschaften der Elfen, weswegen schnell das Gerücht die Runde machte, in ihren Adern fließe auch Menschenblut. Trotz all dieser Fehler hatte sie eine bestimmte Art, die ihm sympathisch war. Außerdem empfand er Respekt vor ihrem Mut. Auch wenn er wieder mal extrem poserhaft auftrat, so wie es eben seine Art war, zögerte er doch innerlich, bei diesem Kampf all seine Kraft aufzubringen, um Nirelle zu besiegen. Schließlich hatte er seinen ersten Kampf souverän gewonnen und seine Chancen gegen die anderen schienen auch ganz gut zu sein, mal abgesehen von der Todesritterin. Diese wurde so ziemlich von allen gehasst. Er konnte es sich also erlauben, diesen Kampf zu verlieren. Aber wie ein Verlierer durfte er auch nicht dastehen. Das warf ein schlechtes Licht auf ihn, das er nicht akzeptieren konnte.
Nirelle verpatzte gleich ihre erste Attacke und stolperte geradewegs in ihn hinein, so dass ihm gar nichts anderes übrig blieb, als sie aufzufangen. Wie sie ihn da kurz von unten herauf anblickte, wurde ihm klar, dass sie ihn mochte, sehr mochte. Er kannte diesen Blick von Frauen. Aus dem Hintergrund drangen anzügliche Pfiffe, vor allem von Erendil. Die Situation schien eindeutig zu sein. Nirelle wurde rot und schubste Kaletas von sich, gefolgt von einem Schwerthieb. Dieses Szenario gab es her, überrascht zu tun und den Treffer zu kassieren. Die Gruppe im Hintergrund applaudierte und rief Nirelles Namen. Sie straffte ihre Schultern und ging mit einer Schlagkombination auf ihn los, die sie mit Erendil zuvor geübt hatte. Er parierte einige Schläge, dann ließ er sich an der Schulter treffen. Wieder Pfiffe von Erendil. Das störte ihn. Die beiden waren ziemlich schnell Freunde geworden, da sie eine recht offene Natur hatten, die für Elfen eher untypisch ist.  Jetzt war es an der Zeit, doch etwas von seinem Können zu zeigen. Er machte einige Standardangriffe, die sie gut parieren konnte und überraschte sie mit einem Rückhandschlag aus der Hüfte, der sie an der Seite traf. Nirelle knickte leicht ein und verzog das Gesicht. Kampflustig stürzte sie sich auf ihn und er lies sich etwas zurückdrängen. Das machte sie sicher, eine neue Schlagtechnik auszuprobieren, die ihr Erendil beigebracht hatte. Sie duckte sich unter einem Angriff von Kaletas hindurch und trat ihm gegen das Knie, so dass er einknickte und sie überrascht anblickte, als sie ihm das Schwert auf die Brust setzte. Unter tosendem Applaus hüpfte Nirelle wie ein kleines Kind vor ihm auf und ab, während Kaletas mit ausgebreiteten Armen die Schmach hinnahm.

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Beitrag von Caelestra Fr Mai 22, 2020 2:55 pm

Die Blicke, die sich beide zuwarfen, ließen nicht vermuten, dass es sich lediglich um einen Übungskampf handelte.
Erendil und Kaletas betraten den Kampfplatz mit versteinerten und angespannten Mienen. Ein Knistern lag in der Luft, das auch die Zuschauer erwartungsvoll in Stille verharren ließ.
Kaletas umklammerte sein Holzschwert so fest, dass die Adern an seinen muskelbepackten Oberarmen deutlich hervortraten. Dahingegen warf Erendil sein Schwert von einer Hand zur anderen und schlich kreisend um Kaletas herum. Plötzlich schoss er nach vorne, doch Kaletas trat zur Seite und wich dem Angriff aus. Gleichzeitig wirbelte er herum, um Erendil nachzusetzen und ihm sein Schwert in den Rücken zu rammen. Der leichtfüßige Rotschopf reagierte zu langsam und kassierte den ersten Treffer am Oberarm. Mit kreisenden Bewegungen versuchte er den Schmerz zu vertreiben.
Doch Kaletas hatte nicht die Absicht, ihm eine Atempause zu gönnen. Er griff wieder an und trieb den schmaleren und kleineren Blutelfen vor sich her. Erendil war flink und technisch ebenso versiert wie Kaletas. Jedoch merkte man schnell, dass ihm im Vergleich zu dem Kraftprotz die Ausdauer fehlte. Er stemmte sich gegen mehrere harte Kopfschläge, als er dem Druck nicht mehr standhalten konnte und die Waffe seines Gegners von seinem Schwert abrutschte und ihn am Bein traf. Er widerstand der Versuchung nach dem Bein zu greifen und machte von sich aus mehrere Ausfallschritte nach vorne, das Schwert wie einen Degen nutzend, eine Taktik, welche Kaletas leicht aus dem Tritt bringen konnte. Und so gelang es Erendil schließlich seinem Kontrahenten das Schwert aus der Hand zu schlagen. Doch Kaletas ignorierte diesen Treffer und bückte sich sofort nach dem Schwert. Von unten zog er durch und ließ nochmals eine schnelle Schlagfolge auf Erendil niederprasseln. Diesem respektlosen Witzbold sollte das Lachen endgültig vergehen. Schließlich waren sie nicht zum Spaß hier. Und in der Tat hatte Erendil an diesem Tag wenig zu lachen, denn Kaletas gewann diesen Kampf und funkelte ihn selbstherrlich an.

Als Lanthiel Marielle gegenübertrat, konnte man die Anspannung jeder seiner Fasern förmlich sehen. Er war gleich zu Beginn an in der Defensive. Schon der erste Schlag von Marielle war mit einer unnatürlichen Kraft geführt, die er nicht abwehren konnte. Das ließ ihn noch unsicherer werden, als er ohnehin schon war. Marielle hingegen beflügelte das. Sie schien Blut geleckt zu haben. Ein Schlag nach seinem Bein und er taumelte. Das kehlige Lachen, das gespenstisch über den Platz hallte, ließ sie für einen Augenblick unaufmerksam werden. Das nutzte der groß gewachsene Blutelf aus und versetzte ihr einen Seitenhieb. Wieder ins Hier und Jetzt zurückgekehrt, konnte die Todesritterin das nicht so ohne Weiteres auf sich sitzen lassen. Eine kurze Schlagfolge reichte, um Lanthiel völlig aus dem Konzept zu bringen, so dass er seine Deckung preis gab und Marielle ihm einen harten Treffer an der Schulter beibrachte. Mit schmerzverzerrtem Gesicht und leicht humpelnd musste sich Lanthiel ihr in diesem recht kurzen Kampf geschlagen geben. 

Als Valeria einer Göttin gleich über den Platz schwebte, hingen alle Augenpaar nur an ihr. Etwas, das Thalerion ganz offensichtlich störte. Ihre Ausstrahlung war eine natürliche Gabe und nicht im geringsten aufgesetzt oder auch nur irgendwie fehl am Platz. Absolut konträr dazu fühlte er sich, sobald er in ihrer Nähe war. Nichts von ihrem Glanz ging auf ihn über, ganz im Gegenteil. Er kam sich um so blasser vor. Und nun musste er auch noch gegen sie kämpfen. Er wußte, dass er ihr überlegen war. Er war kräftiger und erfahrener als sie. Valeria mochte eine perfekte Bogenschützin sein, aber das Schwert war seine Disziplin.
Umso sprachloser war er, als Valeria aus dem Stand seine einzige Schwäche fand und einen Tiefschlag mit einem Ausfallschritt zur Seite kombinierte. Sein Knöchel explodierte geradezu von dem plötzlichen Schmerz. Und das machte ihn rasend. Er schwang das Schwert von Seite zu Seite, doch sie wich ihm aus ohne es zu berühren. Plötzlich ließ sie sich fallen, machte eine Rolle unter seinem Schlag durch und versetzte ihm einen Hieb in die Kniekehle. Thalerion knickte ein und fiel nach vorne. Als er sich umdrehte sprühte sein Blick vor Hass. Er täuschte einen Kopfangriff an, schwang das Schwert aber gen ihrer Taille und blickte triumphierend, als sie nicht rechtzeitig reagierte und den Treffer einstecken musste. Doch sein süffisantes Lächeln hielt nicht lange. Valeria imitierte diesen Angriff geradezu perfekt mit demselben durchschlagenden Erfolg. Thalerion war besiegt. Doch als Valeria ihm die Hand reichen wollte, blickte er sie nur mit Verachtung an und rempelte im Vorbegehen gegen ihre Schulter. Die einzelnen Buhrufe waren ihm egal.

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Beitrag von Caelestra Fr Mai 29, 2020 2:20 pm

Lanthiel war eigentlich ein ganz umgänglicher Zeitgenosse, fand Erendil. Etwas zurückhaltend und tagträumerisch, aber er interessierte sich für vielerlei Dinge, so dass man recht erbauliche Unterhaltungen mit ihm führen konnte. Umso deplatzierter war er auf dem Kampfplatz. Er hatte auch versucht ihm etwas während der Übungsstunden beizubringen, aber das war im Grunde vergeblich. So sprach er ihm also vornehmlich Mut zu, während sie ihre Position auf dem Platz der Weltenwanderer einnahmen.
Lanthiel unternahm überraschenderweise einen Angriff augenblicklich, als ihr Ausbilder das Zeichen zum Beginn gegeben hatte. Das musst man ihm lassen. Schnell war er und traf Erendil gleich an der Schulter. Der zögerte nicht lange und setzte mit einer Schlagfolge nach, die sie im Vorfeld geübt hatten. Lanthiel hielt sich zunächst auch gut, aber die kleinste Abweichung von der Choreographie brachte ihn schon aus dem Konzept und Erendil hätte ihm beinahe den Kopf abgeschlagen, hätte er seinen Schwung nicht rechtzeitig abbremsen können. Danach war seine Konzentration völlig dahin. Er stolperte von einer Parade zur nächsten, fiel schon fast in die Schläge hinein. Es war ein Trauerspiel. Nachdem Erendil ihn am Bein erwischte, legten sie eine kurze Verschnaufpause ein. Erendil zischte ihm zu, er solle sich konzentrieren und kurzfristig half das auch. Sie wiederholten ihre Choreographie und aus Langeweile verpatze Erendil eine Parade, da er gedanklich schon einen Schlag weiter war. Und schon war Lanthiel so überrascht, dass er selbst wieder einen Fehler machte und nicht weit genug auswich. Erendil hob nur die Schultern und tröstete seinen Kameraden, der bisher noch keinen einzigen Kampf für sich hatte entscheiden können.

Marielle hasste Valeria. Sie war immer freundlich, sogar zu ihr, während alle anderen die Verlassene mieden wie die Pest. Ganz egal welche Beleidigungen sie ihr an den Kopf warf, sie schienen an ihrem Lächeln einfach abzuprallen. Außerdem schien die Blutelfe ein Talent für so ziemlich alles zu haben, zusätzlich dazu dass sie ohnehin schon optisch die Perfektion schlechthin war. Aber das würde sich jetzt ändern. Marielle dachte nicht im Traum daran, sich nochmals die Blöße zu geben und zu verlieren.
Anfangs sah es auch ganz gut aus. Valeria hatte im Training schon vieles dazugelernt und es war gar nicht so einfach sie auszutricksen.  Außerdem war sie recht groß und athletisch, was ihr einen leichten körperlichen Vorteil verschaffte. Aber etwas anderes beunruhigte Marielle noch viel mehr. Valeria schien eine gewisse Immunität gegen ihre nekrotische Kraft zu besitzen. Sie war keine ausgebildete Magierin, aber dennoch trug sie eine Art natürliches Schild. Genau erklären konnte Marielle es sich nicht, aber mit dem Effekte hatte sie eindeutig zu kämpfen. Den ersten Treffer brachte sie Valeria durch einen taktischen Trick bei. Doch sie konnte sich sicher sein, dass dieses Manöver kein zweites Mal mehr funktionierte. Aber noch während sie überlegte, wie sie die Oberhand behalten konnte, änderte sich etwas in Valerias Aura. Sie begann förmlich zu leuchten. Oder bildete sie sich das nur ein? Auf jeden Fall wandte sich der Kampf nun zu ihren Ungunsten. Valeria durchbrach ein ums andere Mal ihre Verteidigung. Dabei gelang es Marielle nicht, ihre unnatürlichen Fähigkeiten einzusetzen. Irgendwie musste der Verlust ihrer Kräfte mit dem Leuchten zu tun zu haben. 
Marielle spuckte Valeria vor die Füße. Diese Niederlage wollte sie sich nicht eingestehen.

Das letzte Duell an diesem Tag lieferten sich die beiden Schwertkämpfer Kaletas und Thalerion. Überraschenderweise trug Kaletas heute eine leichte Lederrüstung, während er sonst gerne mit freiem Oberkörper kämpfte, um seine Muskeln zur Schau zu stellen. Thalerion brauchte er wohl nicht zu beeindruckend. Da sorgte er sich mehr um seinen eigenen Schutz.
Schon der erste Angriff zeigte, dass er recht daran getan hatte. Thalerion ging als Sieger in den Kampf und gedachte auch, ihn so zu verlassen. Er dachte nicht im Traum daran, seinen Schlag abzubremsen als er Kaletas' Oberarm erwischte. Dieser musste die getroffene Stelle kurz massieren, um nicht die Kraft im Arm zu verlieren.  Thalerions herablassendes Lächeln verärgerte ihn. Wenn er Krieg wollte, konnte er Krieg bekommen. Und tatsächlich sah es für die Zuschauer von nun an nicht mehr nach einem Übungskampf aus. Hätten sie echte Schwerte in Händen gehalten, hätte wohl nur einer von ihnen den Kampfplatz lebend verlassen. Doch so konnten sie sich lediglich blaue Flecken und leichte Prellungen beibringen, was eigentlich nicht im Sinne der Übung war. Doch Ortarion schritt nicht ein und überließ die beiden Kampfhähne sich selbst. Sollten sie sich ruhig ordentlich die Köpfe einschlagen. Vielleicht waren die Positionen danach geklärt. Je eher die beiden ihre Differenzen ausräumen konnten, desto eher konnte er sie zu einer eingeschweißten Truppe formen. Selbstverliebte Einzelgänger konnte er nicht gebrauchen. Zwischenzeitlich fiel sein Blick auf Nirelle, die auf ihren Fingern herumkaute und sich bei jedem Treffer, den Kaletas einstecken musste, zwang nicht sofort zu ihm zu eilen. Ortarion war sich sicher, dass Kaletas' Wunden am Abend besser versorgt werden würden als Thalerions. Zumal er in diesem Kampf auch mehr Treffer einstecken musste. Thalerion stolzierte als Sieger vom Kampfplatz, so wie er es erwartet hatte

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Beitrag von Caelestra Fr Jun 05, 2020 2:47 pm

Es war ein interessantes Schauspiel zu sehen, wie der großgewachsene Lanthiel der kleinen, kompakten Nirelle gegenüberstand. Beide hielten ihre Schwerter als wären sie Fremdkörper, deren sie sich lieber entledigen wollten, als jemanden damit anzugreifen. Nirelle schaffte es als erste, sich zu einem Angriff durchzuringen und überraschte Lanthiel so sehr damit, dass er sein Schwert nicht schnell genug nach oben reißen konnte und einen Treffer am Unterarm kassierte. Davon angespornt begann er leicht hin und her zu tänzeln. Offenbar glaubte er Nirelle dadurch verunsichern zu können. Diese stand aber nur felsenfest da und schaute ihm abwartend zu. Es folgte ein kurzer Schlagabtausch, der Erendil sofort bekannt vorkam. Beide hatten wohl die Übungsstunden mit ihm verinnerlicht. Ein schmales Lächeln legte sich über sein Gesicht. Mit verschränkten Armen betrachtete er den Kampf der beiden weiter kritisch. Nun zeigte sich Lanthiels körperlicher Vorteil. Er war größer und agiler als Nirelle, bewegte sich schneller und geschmeidiger als sie. Gleichzeitig war sein Bewegungsradius viel größer und er konnte sie mit jeder Bewegung, jedem Stoß und jedem Ausfallschritt leichter in Bedrängnis bringen. So allmählich gewann er schließlich die Oberhand und landete in kurzer Folge alle nötigen Treffer, während Nirelle das nur noch einmal gelang. Hätte der Kampf länger gedauert wäre es vielleicht ein Unentschieden geworden. Aber so konnte Lanthiel nun seinen ersten Sieg feiern.

Auch das Duell zwischen Kaletas und Valeria begann überraschend. Valeria hatte in der kurzen Zeit ihr wahres Talent für den Schwertkampf offenbart. Sie war Ortarions gelehrigste Schülerin und ein unglaubliches Naturtalent. Dinge für die Kaletas jahrelang hatte üben müssen, gelangen ihr innerhalb weniger Tage. Das einzige was ihr fehlte, war Ausdauer. Aber darauf kam es in diesen Übungskämpfen nicht an. Dafür dauerten sie einfach nicht lange genug. Vielleicht war es auch etwas in ihrer Aura. Er hatte Marielle darüber schimpfen gehört und es nicht ganz verstanden. Aber auch er fand, dass die junge Sindorei irgendetwas magisches umgab. Vielleicht war sie sich dessen auch gar nicht bewusst. Aber er kam sich in ihrer Nähe seltsam hilflos vor. Oder war es doch ihre gesamte Erscheinung, die ihn so sehr aus dem Konzept brachte? Natürlich war sie eine sehr hübsche Frau, aber davon ließ sich ein echter Krieger doch nicht beeindrucken! Oder doch? Kaletas hatte diesen Gedanken noch nicht zu Ende gesponnen, da hatte er den Kampf bereits verloren. Und als Valeria ihm die Hand reichte, kam es ihm so vor als würde sie ihm zum Sieg gratulieren wollen. Er schüttelte den Kopf, als würde er aus einer Betäubung erwachen. Ja, in der Tat. Sie musste ihn verzaubert haben.

Erendils Kampf mit Thalerion verlief nicht ganz so erbarmungslos wie mit Kaletas. Thalerion war einfach nur abgehoben und schwebte in irgendwelchen Höhen, die er für niemanden sonst als erreichbar hielt. Seine Nase streckte er stets gen Himmel und jede seiner Gesten brachte mehr Herablassung zum Ausdruck als es seine Worte jemals gekonnt hätten. Natürlich war Erendil kein echter Gegner für ihn. Jede Bewegung ließ ihn das spüren. Aber das war ein großer Fehler. Denn Erendil kannte alle die kleinen Schwächen, denen sich der Krieger gar nicht bewusst war. Oder sie nicht wahrhaben wollte. Er trickste ihn aus, lockte ihn aus der Reserve, verleitete ihn zu Unachtsamkeiten, die er dann gegen ihn einsetzte und das Duell ausgesprochen schnell für sich entschied. Doch Thalerion bewahrte Contenance, ließ sich nichts anmerken, als er sich mit einem leichten Nicken aus dem Kampf verabschiedete. Erendil blickte ihm überrascht nach. Vielleicht steckte hinter der blasierten Art des Elfen mehr als er bisher dachte. Vielleicht sollte er doch mal mit ihm reden.

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Beitrag von Caelestra Mo Nov 23, 2020 3:39 pm

Mit Valeria und Lanthiel traten am heutigen Tage zwei ebenbürtige Gegner gegeneinander an. So schien es zumindest zunächst, denn beider auserwählte Waffe war eigentlich der Bogen. Doch durch das Nahkampftraining der letzten Tage und Wochen offenbarte sich die hintergründige Stärke der beiden: ihre Disziplin und Konzentrationsfähigkeit auf das Wesentliche.
Hatte sich Valeria gleich von Anfang an als Naturtalent im Umgang mit dem Schwert erwiesen, so gelang es auch Lanthiel seine Scheu vor der direkten körperlichen Auseinandersetzung allmählich zu verlieren. Beide hatten sich den Kampfablauf und die Taktiken zu eigen gemacht und waren nun auch in der Lage, eigenständige Kampfmanöver auszuführen.
Valeria ergriff dabei gerne die Initiative, wodurch Lanthiel nach wie vor noch leicht aus dem Konzept zu bringen war. Zwar waren beide körperlich ebenbürtig, doch gelang es Valeria besser durch Überraschung die Oberhand zu gewinnen. Und so führte sie auch verdient schon in den ersten Minuten des Duells.
Aber Lanthiel hatte seine eigene Taktik entwickelt. Er versuchte auf Abstand zu gehen und konzentrierte sich darauf, ruhig und gelassen korrekt zu parieren, um mehr Sicherheit und Routine zu gewinnen. Dabei bewegte er sich ebenso geschmeidig und elegant wie Valeria, so dass der gesamte Übungskampf immer mehr den Anschein einer künstlerischen Darbietung erweckte. Je flüssiger die Schläge erfolgten, desto öfter gelang es Lanthiel seine Attacke durchzuziehen. Und auch wenn Valeria die Parade nicht gelang, schien sie dennoch großen Spaß an dem Kampf zu haben.
So kam es auch, dass sich beide zum Schluss in den Armen lagen, als Valeria Lanthiel zum Sieg gratulierte. Lachend verließen sie den Kampfplatz und tauschten sich angeregt über ihren Kampf aus. Es war nicht das erste Mal, dass die beiden die Köpfe zusammensteckten. In der letzten Zeit hatte sich mehr und mehr offenbart, dass sie viel mehr Gemeinsamkeiten hatten als nur ihre Profession.

Völlig gegensätzlich dazu verlief der Kampf zwischen Marielle und Kaletas. Beide hatten eine Menge zu verlieren und wussten es auch. Marielle steckte noch die schmerzhafte Niederlage gegen Valeria in den Knochen und sie hatte sich geschworen, Kaletas nicht so einfach davon kommen zu lassen. Und Kaletas brauchte ebenfalls dringend einen Sieg, allein schon um sein Ego wieder aufzubauen.
Ortarion hatte kaum das Signal zum Kampfbeginn gegeben, da stürmten beide schon aufeinander zu. Kaletas pulsierte förmlich vor Adrenalin, während seine Aggression Marielle in einen Blutrausch versetzte. Die Übungsschwerter splitterten als sie aufeinander prallten, doch keiner von beiden ließ locker. Dicht an dicht, versuchte jeder den anderen wegzudrücken. Kaletas konnte den verfaulten Atem der Verlassenen riechen, doch ließ sich nichts anmerken. Mit einem Wutschrei mobilisierte er all seine Kraft, um sie wegzustoßen. Doch Marielle machte bewusst einen Schritt mehr zurück, lockte ihn so näher, ließ ihn unvorsichtig in die Falle tappen, die sie ihm gestellt hatte und lachte höhnisch, als ihr Rückhandschlag seine Flanke traf. Von da an sah Kaletas rot. Er hörte nicht mehr Nirelles warnende Rufe, sondern fixierte sich völlig auf die Untote in der schwarzen Lederrüstung.
Marielle genoss es sichtbar, mit ihm zu spielen. Heute schien sie geradezu in ihrem Element zu sein. Jede ihrer Provokationen traf ihr Ziel, doch Kaletas merkte nicht, wie sie ihn manipulierte und dadurch in der Hand hatte. Sie spielte mit seinen Angriffen und ließ ihn jedes mal ins Leere laufen. Seine Kraft nutze sie gegen ihn, was ihn schnell ermüden ließ. Doch Marielle wurde nicht müde.
Sie genoss es, wie alle Umstehenden den Atem anhielten und um Kaletas bangten. Ihre hasserfüllten Blicke gaben ihr Genugtuung. Letztendlich wurde ihr dieses Schauspiel aber zuwider und sie ließ Kaletas durchkommen, rempelte ihn an  und ließ ihn dann über ihr Knie stolpern. Noch während er versuchte das Gleichgewicht wieder zu bekommen und sich ihr zuzuwenden, stieß sie ihm das Schwert in den Rücken und er hielt schwer schnaufend inne.
Nun platzten die empörten Buhrufe und wüste Beschimpfungen aus den Reihen der Zuschauer hervor.
Ein zufriedenes Grinsen lag auf ihrem fahltoten Gesicht, als sie Kaletas etwas zuflüsterte und den Kampfplatz verließ.

Nirelle war völlig außer sich und lief zu Kaletas, um nach ihm zu sehen. Schweiß tropfte von seiner Stirn und sein wutverzerrter Blick folgte Marielle noch eine Weile. Dann trat Erendil hinzu, um beruhigend auf ihn einzuwirken, doch Kaletas stieß ihn unsanft beiseite und stapfte wütend davon. So blieben Nirelle und Erendil auf dem Kampfplatz zurück, um als nächste gegeneinander anzutreten.
Erendil versicherte sich zunächst, dass es Nirelle gut ging und sie bereit war, doch sie hatte immer noch einen hochroten Kopf und blickte immer wieder zu Kaletas, der brütend mit verschränkten Armen abseits der Gruppe stehen blieb. Hätte er nicht ihren Namen gerufen, als er einen Ausfallschritt nach vorne machte, sie hätte seinen Angriff gar nicht kommen sehen. Völlig perlex schreckte sie hoch und wich in die falsche Richtung aus, so dass Erendils Schwertstoß sie hart in den Bauch traf. Ihre Augen funkelten und Erendil hielt es für eine gute Idee, ihr den nächsten Treffer zu schenken, damit sie sich endlich auf ihren eigenen Kampf konzentrieren konnte. Doch leider trug dieser Versuch keine Früchte. Nirelle gelang es sich nicht mehr sich auf sich selbst und das was sie tat zu konzentrieren. Jede Aktion von Erendil brachte sie aus dem Konzept und sie verfiel in eine Defensive, aus der sie nicht mehr herauskam. Erendil hielt sich so gut es ging an ihre einstudierte Choreographie und hoffte, dass sie sich wieder fangen würde. Doch als es aussichtslos schien, beschloss er den Kampf schnell zu beenden, um sie nicht weiter zu demütigen und wandte einige seiner gefürchteten Tricks an, um Nirelle zu besiegen.
Danach nahm er sie tröstend in den Arm, während sie den Tränen nahe war. Aus den Augenwinkeln konnte er noch erkennen, wie Kaletas daraufhin schnauben fortging.

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Anar'alah belore Empty Re: Anar'alah belore

Beitrag von Caelestra Di Nov 24, 2020 2:46 pm

Es standen die letzten Übungsduelle unter den Anwärtern an und Nirelle hatte das schwere Los getroffen, heute zweimal kämpfen zu müssen.
Zuerst musste sie gegen Marielle antreten. Die Verlassene war kaum größer als sie und in der schwarzen Lederrüstung, die auf ihren halb verfaulten Knochen mehr schlecht als recht hing, sah sie gegen die stämmige und kräftig gebaute Elfe geradezu schmächtig aus. Ein herablassendes Lächeln lag auf ihren Lippen, als sie das Holzschwert gen Priesterin hob. Noch ein Sieg, den sie auf ihrem Konto verbuchen konnte. Mit dieser lächerlichen Gestalt würde sie den Boden aufwischen, so wie sie es am Tag zuvor noch mit Kaletas getan hatte.
Ihr erster Schlag kam unvermittelt und traf Nirelle voller Wucht. Blut schoß in den Kopf der Elfe und sie schnaubte vor Wut. Die Bilder vom gestrigen Tag waren ihr noch zu sehr präsent und auch wenn sie wusste, dass sie eigentlich keine Chance hatte, setzte sie alles auf eine Karte und begann ihren Angriff wie Erendil es ihr gezeigt hatte mit einer Finte. Marielle fiel prompt darauf herein und kassierte den ersten Treffer, während die Zuschauer in Jubelgeschrei ausbrachen und Nirelles Namen riefen. Von ihrem Erfolg beflügelt, biss sie die Zähne zusammen, um sich für den Gegenangriff zu wappnen. Sie sah wie sich Marielles Augen verengten und sich eine unnatürliche Kälte von ihr auszubreiten schien. Nirelle hatte plötzlich das Bedürfnis ihren Geist nach dem Sonnenbrunnen auszustrecken, doch man hatte ihr verboten ihre Kräfte in den Duellen einzusetzen. Warum hielt sich Marielle nicht daran? Es blieb ihr keine Zeit mehr einen weiteren Gedanken daran zu verschwenden. Mit Müh' und Not versuchte sie Marielles Angriffe zu parieren und auf ihre Deckung zu achten. Doch die ungebremsten Hiebe der Todesritterin kosteten all ihre Kraft. Sie schnaufte und ihre Arme wurden schwer wie Blei. Sie knickte vor Schmerz ein, als Marielle ihren Oberschenkel traf und als sie das Übungsschwert auf ihren Kopf niederfahren sah, schloss sie die Augen und wartete auf das Geräusch splitterndes Holzes und ihre Bewußtlosigkeit. Die Augenblicke vergingen und sie hörte nur ihren pochenden Herzschlag. Plötzlich war es ganz still geworden und das einzige Geräusch, das sie vernahm war ein Klacken, als Marielle ihr Schwert zu Boden fallen ließ.
Die kleine Elfe war es nicht wert, sich dieses Angebot zu verbauen, auch wenn sie zu gerne Kaletas' Gesicht gesehen hätte, wenn seine kleine Freundin blutüberströmt zu ihren Füßen lag. Die Verlassene lachte gackernd, als sie den Kampfplatz verließ.

Thalerion stolzierte auf den Platz und hob das Übungsschwert auf, ging dann zu Nirelle und half ihr aufzustehen. In seinen kräftigen, großen Händen sahen ihre kurzen Finger wie die Hand eines Kindes aus. Auch wenn er gegenüber den anderen oft die Nase rümpfte und sich zu fein erschien mit ihnen zu reden, ihr gegenüber verhielt er sich immer respektvoll, auch wenn man ihr nachsagte, keine reinblütige Sindorei zu sein. Schließlich trat auch Lanthiel hinzu und sie entfernte sich, um den nächsten Duellanten Platz zu machen.
Zum ersten Mal sah sie, dass sich die beiden respektvoll voreinander verneigten. Eigentlich war es nur ein leichtes Kopfnicken, aber gegenüber keinem hatte Thalerion bisher diese Geste gezeigt. Nirelle musste auch etwas schmunzeln, als sie Lanthiel betrachtete. Groß und dürr, die schulterlangen braunen Haare etwas zerzaust ins Gesicht hängend, leicht in den Knien und das Schwert mit beiden Händen fest umklammernd, wirkte er nun nicht mehr so als wäre er hier gänzlich fehl am Platz. Er hatte erhebliche Fortschritte gemacht, seit er mit Valeria trainierte. Und genau das war auch im folgenden Kampf zu beobachten. Er konterte Thalerions Angriffe gekonnt und hielt ihn immer wieder auf Distanz, abwartend bis ihm ein Fehler unterlief und er diesen ausnutzen konnte. Doch Thalerion machte kaum Fehler und dementsprechend langwierig gestaltete sich der Kampf. Es war ein ständiges hin und her und letztendlich war es die größere Ausdauer und Erfahrung Thalerions, die ihn den Kampf gewinnen ließen.

Trotz dieser Verschnaufpause schmerzte ihr Oberschenkel immer noch, als Nirelle im zweiten Duell gegen Valeria antreten musste. Valeria lächelte ihr aufmunternd zu und überließ es ihr, den Kampf zu beginnen. Eigentlich war Valeria dafür bekannt gerne das Überraschungsmoment für sich auszunutzen. Aber in den letzten Wochen hatte sich deutlich gezeigt, dass sich einige Sympathien unter den Anwärtern entwickelt hatten und sie mehr zusammen wuchsen, als dass jeder auf seinen eigenen Vorteil bedacht war.
Nirelles Eröffnungsattacke fiel etwas heftiger aus, als beabsichtigt. Aber Valeria lachte nur und rieb sich die Schulter. Beide machten sehr große Pausen zwischen ihren Angriffen und beobachteten einander immer wieder. Valeria bewegte sich dabei mehr tänzelnd, während Nirelle einfach nur fest auf dem Boden stand und abwartete. Auch wenn Nirelle schon ein gutes Reaktionsverhalten ausgebildet hatte, profitierte Valeria dennoch von ihrer Größe und Beweglichkeit. Sie tauchte immer dort auf, wo Nirelle gerade nicht schnell genug hin gelangen konnte. Und so musste Nirelle auch den zweiten Kampf als verloren anerkennen. Aber die Niederlage war nicht so schmerzlich und Valerias aufmunternde Worte so herzlich, dass sie schnell darüber hinweg war. Immerhin musste sie lediglich zeigen, dass sie kein leichtes Opfer im Kampf war und wenigstens das glaubte sie bewiesen zu haben.

Caelestra

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