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Auf der Flucht

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Beitrag von Caelestra Do März 22, 2018 11:24 am

Kethara drehte sich von einer Seite auf die andere. Sie konnte einfach keinen Schlaf finden. Aber es lag nicht daran, dass sie gezwungen war in einer Hängematte zu nächtigen, während unter ihnen im Schankraum der Taverne eine Horde Orcs lautstark gröllte und ihren Sold versoff.
Die Ereignisse der letzten Stunden steckten ihr noch in den Knochen und ließen ihre Gedanken rasen. Alle paar Minuten schreckte sie auf, weil sie glaubte eine Einheit der Blutritter würde die Taverne stürmen und sie beide herauszerren, um gleich hier kurzen Prozess zu machen und sie hinzurichten. Doch jedes Mal, wenn sie ihre Augen öffnete und den Kopf leicht erhob, sah sie nur Katakuri's Umrisse, wie er am Geländer stand und Wache hielt.
So unwirklich ihr das auch vorkam: das war nun alles, was sie noch hatte. Ihr Leben, das billige Kleid, welches sie am Körper trug, und Katakuri.
Acerus hatte gewonnen, sie hatte verloren. Der Richtspruch war ein Schock für sie gewesen. Hatten denn alle nicht verstanden, was wirklich vor sich ging? Wie konnte dieser Todesritter sie alle nur so blenden? An jenem Tag war ihre Welt zusammengebrochen. Unendlich zogen sich die Tage in der Todeszelle. Zeit genug, um über ihr Leben nachzudenken.

War sie zu überheblich geworden, nach dem was sie erreicht hatte? Es war kein einfacher Weg Kommandantin der Leibgarde zu werden. Auch sie ist oft genug über Leichen gegangen, um ihre Ziele zu erreichen. Und sie hat andere allzu gerne für ihre Zwecke ausgenutzt.
So blieb sie auch die letzten Tage ihres Lebens allein, während die anderen Gefangenen Angehörige, Geliebte und Anwälte empfingen.
Doch der größte Schmerz war, dass sie sich für den grausamen Tod von Meltarion verantwortlich fühlte. Er war der einzige wirkliche Freund und Vertraute, den sie je hatte. Niemals würde sie es sich verzeihen können, ihn in die Sache hineingezogen zu haben.
Sie hatte mit ihrem Leben abgeschlossen, die Strafe als ihr eigenes Versagen hingenommen. Doch nun war sie wieder frei und am Leben. Ob sie jemals nach Quel'thalas zurückkehren konnte, war ungewiss und sie war sich auch nicht wirklich sicher, ob sie das wollte. Wäre da nicht dieses Stechen im Herzen, das nach Rache dürstete.

Aber da war noch etwas anderes, das sie seit vielen Jahren nicht mehr gespürt hatte.
Als ihre Retterin an ihre Zellentür klopfte, glaube Kethara zunächst an ein Komplott, dass Acerus jemanden geschickt hatte, um sie auf der Flucht zu ermorden. Aber in jenem Moment war es ihr einerlei, durch den Galgen oder einen Dolch zu sterben. Als die unbekannte Vermummte ihr dann eröffnete, dass ein Verehrer sie beauftragt hatte, wuchs in ihr die Neugier herauszufinden, um wen es sich dabei handeln konnte. Kethara zerbrach sich den ganzen Flug über den Kopf darüber, wer gewillt war dieses Risiko auf sich zu nehmen, eine verurteilte Verräterin zu befreien und das nötige Vermögen, um jemanden dafür zu bezahlen.
Als an der Grenze zum Silberwald Katakuri Blutfeder aus den Schatten trat, war sie zunächst sprachlos. Sie erinnerte sich zwar an ihn und an seine plumpen Annäherungsversuche, aber es gab viele die versuchten ihre Gunst zu erlangen, um sich daraus einen Vorteil zu verschaffen. Doch seine Empfindungen mussten wahrer Natur sein, anders konnte sie sich sein Verhalten nicht erklären. Immerhin setzte er sein eigenes Leben auf's Spiel und diese Selbstlosigkeit beeindruckte Kethara zutiefst.
Er bot ihr ein neues, anderes Leben an, dass er mit ihr teilen wollte. Wie hätte sie widersprechen können?

Der Lärm in der Taverne ebbte langsam ab und ein Schleier aus Dunkelheit und Stille legte sich über Orgrimmar. Katakuri stand immer noch am Geländer. Er hatte eine körperliche Präsenz, die Sicherheit ausstrahlte. Kethara fragte sich, warum sie davon ausging, dass er sie nicht ausliefern würde, sobald er darin einen Nutzen erkannte. Einen Augenblick lang erwog sie die Möglichkeit, sich davonzuschleichen sobald er unaufmerksam wurde.
Doch dann schloss sie die Augen und die Erinnerung an den flüchtigen Kuss beim Barbier blitze in ihrem Geiste auf. Ketharas Gesichtszüge glätteten sich zu einem Lächeln. Er hatte etwas Anziehendes. Warum sollte sie ihm einen Grund geben sie zu verraten?
Sie drehte sich um und ließ alle Gedanken fallen. So kam schließlich auch der Schlaf.

Caelestra

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Beitrag von Caelestra Sa Apr 07, 2018 12:30 am

Kethara blickte hinauf zum Himmel über der Steinbrecherfeste. Myriaden von Sternen leuchteten dort oben, von denen einer ihre Heimat sein mochte. Es fiel ihr schwer zu akzeptieren, dass dies nun ihr Leben war. Auch wenn Katakuri Recht haben mochte, dass sie lieber an das denken sollte, was ihr geblieben war, anstatt dem nachzutrauern was ihr genommen wurde.

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Aber es schien alles so unwirklich.
Und der Brief von Kyrio ließ nichts Gutes erahnen. Wenn Acerus sie weiterhin suchte, bestand nach wie vor die Gefahr, dass er sie finden konnte. Sie durfte ihre Vergangenheit nicht vergessen, nicht so tun als wäre das alles Geschichte.
Kethara blickte zu Katakuri herab, der neben ihr lag und völlig übermüdet einfach eingeschlafen war. Gerade weil nun ein anderes Leben von ihrem eigenen abhing.
Katakuri murmelte im Schlaf und wieder fiel ihr Name dabei. Er liebte sie wahrhaft und es schmerzte sie diese Liebe nicht erwidern zu können.
Sollte sie ihn vielleicht doch lieber gleich verlassen? War er nicht ohne sie besser dran? Niemand trachtete ihm nach dem Leben. War es nicht besser ihm gleich das Herz zu brechen als ihn in endloser Hoffnung zu wiegen?

Sie stützte den Kopf in ihre Hände und suchte nach einer Antwort auf diese Fragen in ihrem Herzen.
Doch dort spürte sie nur eine große Leere. Niemals zuvor war ihr bewusst gewesen, auf was sie alles verzichtet hatte um ihrer Karriere Willen.
Trotz der Rachegelüste und des unerträglichen Verlustes war sie aber immer noch Blutritterin, geprägt durch Gehorsam und Ehrgefühl. Niemals hatte sie jemanden im Stich gelassen, der ihres Schutzes bedurfte und war es nur ein schlafender Elf in einer ihm unbekannten und feindlichen Welt.
Kethara zog die Decke über Katakuris Schultern und hörte seinen tiefen und entspannten Atem. Sie strich ihm eine Haarsträhne aus dem Gesicht und zog wieder die Beine an sich. Dabei blickte sie hoch zum Himmel und den abertausenden funkelnden Sternen.

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